Kein Stress mit dem Alter – Residenz Humboldthöhe versorgt mit wertvollen Tipps

Am Dienstag war Frau de Boer, Stationspsychologin der Rhein Mosel Fachklink, zu Gast im Vortragssaal der Residenz Humboldthöhe. Das Thema „Kein Stress mit dem Alter“ stieß auf großes Interesse und fast alle Plätze waren belegt. Zu Beginn fragte Frau de Boer, welche Gedanken den Besuchern beim Lesen des Titels durch den Kopf geschossen sind. Die Antworten reichten von „ich bin neugierig, was mich erwartet“, über „ich habe Angst vor Einsamkeit“ bis hin zu „ich mache schon viel, aber vielleicht erhalte ich noch wertvolle Tipps“. Zu Beginn wies die Psychologin daraufhin, dass die persönliche Entwicklung nie aufhört. Beim Kleinkind sind diese Entwicklungsschritte natürlich offensichtlicher als beim ausgewachsenen Menschen, aber sie enden nie. Die Gerontologen Margarete und Paul Baltes entwickelten Mitte der 1980er Jahre das SOK – Modell. SOK bedeutet Selektion, Optimierung und Kompensation. Das Modell zeigt auf, wie ältere Menschen trotz zunehmender gesundheitlicher Defizite unter Einsatz der verbleibenden Fähigkeiten möglichst viel Lebensqualität erzielen können. Besonders Frauen neigen dazu, sich fortwährend überzubelasten. So wie sie es immer gemacht haben, versuchen sie auch im Alter allen Anforderungen gerecht zu werden. Wenn der Körper nicht mehr mitmacht, kann es zur Unzufriedenheit bis hin zu Depressionen kommen. Das „S“ für Selektion bedeutet, die selbst gesteckten Ziele, Erwarten, Ansprüche, Standards und Regeln zu überprüfen und dann ggf. anzupassen oder zu verändern. Das „O“ für Optimierung lässt darüber nachdenken, welche Fähigkeiten noch ausreichend vorhanden sind, um diese dann zu stärken oder zu nutzen. Das „K“ für Kompensation steht für Schaffung und Training neuer Fertigkeiten, das Suchen neuer Wege und dem Lernen neuer Bewältigungsstrategien. Wer alle diese Punkte Schritt für Schritt beherzigt muss nicht resigniert den Kopf in den Sand stecken, sondern kann damit eine hohe Zufriedenheit mit dem eigenen Leben erreichen. Wie oft hört man aus dem Mund älterer Menschen „das ist nichts mehr für mich, früher konnte ich das alles, heute leider nicht mehr“? Viel zu häufig wird in diese Richtung gedacht und viel zu wenig werden sich Gedanken darüber gemacht, wie es vielleicht mit kleiner Anpassung auch heute noch funktionieren würde. Zum Abschluss stellte Frau De Boer noch die fünf Arten des Glücks von Eckhard von Hirschhausen vor: die Gemeinschaft mit anderen suchen und genießen, den Zufall wahrnehmen, den Moment genießen, aus der Fülle schöpfen und sich selbst herausfordern. Von Hirschhausen nimmt gerne das Beispiel des Pinguins. Dachte er zunächst, was für ein armes Tier, komische Figur, zu kleine Flügel und gar keine Knie. Dann sprang der Pinguin ins Wasser und war genau dort in seinem Element. Der Körper ist ergonomisch angepasst und er schwimmt unheimlich effizient. Was bedeutet das für uns? Wenn wir in unserem Element sind, dann fühlen wir uns wohl. Also, machen wir uns auf und suchen unser Element …. Zum Schluss verteilte Frau de Boer noch fünf Bohnen für alle Anwesenden. Gemäß der Geschichte „Die Glücksbohnen“ wurden die Bewohner aufgefordert, die Bohnen in die linke Hosentasche zu stecken und wann immer am Tag uns etwas Schönes erfährt so sollen sie dafür eine Bohne von der linken in die rechte Hosentasche stecken. Abends vor dem Schlafengehen werden die Bohnen der rechten Tasche gezählt und sich dann die schönen Momente jeder einzelnen Bohne noch einmal vor Augen geführt. Auf diese Weise wird der Tag mit guten Gedanken beendet. Mit großem Applaus bedankten sich die Bewohner und Gäste bei der Psychologin. Veranstaltungsleitung Dagmar Hett dankte Frau de Boer für die wertvollen Informationen und freut sich bereits auf einen nächsten Vortrag, vielleicht zum Thema „Altersdepression“

Hier die ganze Geschichte: Es war einmal ein Bauer, der steckte jeden Morgen eine Handvoll Bohnen in seine linke Hosentasche. Immer, wenn er während des Tages etwas Schönes erlebt hatte, wenn ihm etwas Freude bereitet oder er einen Glücksmoment empfunden hatte, nahm er eine Bohne aus der linken Hosentasche und gab sie in die rechte. Am Anfang kam das nicht so oft vor. Aber von Tag zu Tag wurden es mehr Bohnen, die von der linken in die rechte Hosentasche wanderten. Der Duft der frischen Morgenluft, der Gesang der Amsel auf dem Dachfirst, das Lachen seiner Kinder, das nette Gespräch mit einem Nachbarn – immer wanderte eine Bohne von der linken in die rechte Tasche. Bevor er am Abend zu Bett ging, zählte er die Bohnen in seiner rechten Hosentasche. Und bei jeder Bohne konnte er sich an das positive Erlebnis erinnern. Zufrieden und glücklich schlief er ein – auch wenn er nur eine Bohne in seiner rechten Hosentasche hatte.